"Manchmal muss man nehmen, was die Welt einem verweigert hat. Nicht für sich selbst – sondern für jene, die nie eine Chance bekommen haben. Meine Schmiede formt nicht nur Metall, sondern auch Schicksale. Und in dunkler Nacht nehme ich zurück, was Gier uns allen raubt. Es ist kein Verbrechen, einem Dieb die Beute zu stehlen – es ist Gerechtigkeit."
- Dan
Dan Uko war ein Name, der in den Gassen von Nestlingen mehr Ehrfurcht als Furcht hervorrief. Tagsüber ein unauffälliger, wenn auch talentierter Magie-Schmied, der Waffen und Werkzeuge fertigte, die durch Runen und Zauber eine besondere Kraft besaßen. Seine Werkstatt war ein Ort voller Funken, Rauch und dem Klang von Amboss und Hammer – ein Ort, an dem Wunder aus Stahl geboren wurden.
Doch sobald die Sonne unterging und die ehrbaren Bürger Nestlingens in ihre warmen Betten schlüpften, wechselte Dan sein Handwerk. Verhüllt in Schatten, wurde er zum Rächer der Ungerechtigkeit. Er stahl nicht zum Selbstzweck. Sein Ziel waren die Reichen und Mächtigen, die ihre Stellung ausnutzten und auf den Schwachen herumtrampelten. In seinen Augen war er kein Dieb, sondern ein Ausgleich – ein unsichtbarer Richter, der das Gleichgewicht der sozialen Waagschale wiederherstellte.
Eines Nachts, auf einem seiner Streifzüge, fand Dan das verängstigte Halblingsmädchen Susi – ausgehungert, verwahrlost, allein. Er zögerte nicht lange. Dan nahm sie auf, lehrte sie die Kunst des Schmiedens und ließ sie Teil seiner nächtlichen Gerechtigkeitszüge werden. Er wurde für sie nicht nur ein Mentor, sondern eine Konstante in einer Welt, die sie bis dahin immer nur ausgestoßen hatte.
Zusammen bildeten sie ein unschlagbares Team: Susi mit ihrer Wendigkeit und ihrem Scharfsinn, Dan mit seiner Kraft und Erfahrung. Sie stahlen nicht blind – ihre Ziele wählten sie mit Bedacht: korrupte Händler, grausame Zauberer, selbstsüchtige Adlige. Einmal fanden sie in der Villa eines berüchtigten Magiers ein kleines Wiesel, gequält und dem Tode nah. Susi, von Mitgefühl erfüllt, rettete das Tier und nannte es Ferdinand. Von da an war Ferdinand ein stilles Mitglied der "Schatten der Gerechtigkeit".
Doch das Schicksal war erbarmungslos. Bei einem Einbruch in ein anderes Landhaus wurden sie entdeckt. Im Chaos der Flucht musste Dan eine Entscheidung treffen. Angesichts übermächtiger Wachen und der drohenden Gefangennahme riss er Susi an sich und floh. In dieser Nacht ließen sie Ferdinand zurück – eine Schuld, die Susi nie vergessen und Dan nie vergeben konnte.
Die Bindung zwischen Dan und Susi zerbrach an jenem Ereignis. Noch vor dem ersten Sonnenstrahl verließ Susi Nestlingen, getrieben von Schuld und Sehnsucht. Und Dan? Niemand weiß genau, was aus ihm wurde. Einige sagen, er schmiedet noch immer im Verborgenen, seine Ambossklänge unterdrückt vom Getöse der Welt. Andere flüstern, er sei selbst zu einer Legende geworden – ein Schatten, der auf Gerechtigkeit lauert, wo immer die Schwachen übersehen werden.
Was jedoch sicher bleibt: Dan Uko war nicht nur ein Schmied oder Dieb. Er war ein stiller Held. Einer, der wusste, dass wahre Stärke nicht in Reichtum oder Macht liegt – sondern in der Entscheidung, das Richtige zu tun, selbst im Angesicht von Verlust.
Volk: Mensch